Rehearsals of Porosity
Veza Fernández, Ülkü Süngün, Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte with Andreas Rumpfhuber
Veranstaltungsreihe
17. Februar 2023, 17:00


Die Veranstaltungsreihe Rehearsals of (...) erkundet das Potenzial verkörperter und situierter künstlerischer Kritik. Kevin Space lädt Künstlerinnen und Autorinnen ein, die Rahmenbedingungen, innerhalb derer sie agieren – einschließlich der jeweiligen Beziehungen zu Körpern, Orten, Wissen und Geschichte, welche diese Infrastrukturen zulassen – zu überdenken und zu bearbeiten und dabei ihre materiellen und ideologischen Grenzen anzustoßen. Nach über sechs Jahren des Ausstellungsmachens, zielt Kevin Space darüber hinaus darauf ab, unsere eigenen Verwicklungen, Begehren und Motivationen kritisch zu reflektieren. 

Bedingungen, die innerhalb des zeitgenössischen Kunstfeldes scheinbar kritisiert werden – etwa durch den Anspruch auf Diversität oder Kapitalismuskritik – werden oft strukturell reproduziert und verfestigen sich in erkennbaren und konsumierbaren Codes, Bildern und Sprache als Währungen im Austausch von „Differenz”. Gut gemeinte Transformationsmaßnahmen können leicht die Strukturen der Ungleichheit, gegen die sie gerichtet sein sollen, verhärten und den gelebten Erfahrungen innerhalb der Mauern derselben Räume entgegenstehen. Diese institutionellen Mauern werden hier nicht lediglich im architektonischen Sinne verstanden, sondern als Glaubenssätze, Affekte und Begehren, die von den am Kunstfeld teilnehmenden Körpern aufrechterhalten werden.

Im zweiten Teil der Veranstaltungsreihe, Rehearsals of Porosity (Proben zur Durchlässigkeit), beschäftigt sich Kevin Space gemeinsam mit eingeladenen Künstler*innen und Gästen mit unterschiedlichen Abgrenzungen innerhalb der Räume zeitgenössischer Kunst und den Subjekten, die diese schafft, sowie mit den strukturellen und gelebten Beziehungen zu ihren sozial-räumlichen Umgebungen. Während der ambivalenten Position von Kevin Space am Volkertmarkt besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, dient Rehearsals of Porosity zur allgemeinen Untersuchung der Schaffung von Durchlässigkeit innerhalb von Membranen eines semi-autonomen Feldes mittels viszeral-somatischer, dialogischer, materieller und forschungsbasierten Methoden.

Veza Fernández hold me so I can hear you think 
hold me so I can hear you think ist ein performativer Essay von Veza Fernández, der gemeinsam mit dem Publikum verschiedene Formen des Zusammenseins in einem Raum erprobt. Wo endet ein Körper und wo beginnt der nächste? Als akustisch-visuelle Übung konzipiert, erkundet hold me so I can hear you think die Hörerfahrung über die Grenzen unserer Hörorgane hinaus, als körperliche Erfahrung und Resonanzraum für jene Körper und Räume, in denen wir sprechen, uns bewegen und uns artikulieren. Fernández erkundet queere, verkörperte Methoden, als Orte der Abstraktion und Anwendung und fordert das Publikum dazu auf, einen Raum zu teilen, in dem wir für gewöhnlich nicht ermutigt werden, intime Verbindung herzustellen.

Veza Fernández ist eine in Wien lebende Tanz-, Stimm- und Performancekünstlerin. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit den Bereichen der Poetik und Politik des stimmlichen Ausdrucks als Ort der Beziehung, der Imagination und Transformation. Ihre Arbeit wurde unter anderem im brut Wien, Tanzquartier Wien, Sophiensaele Berlin, Gesnerallee Zürich, de Singel Antwerpen, Frascati Amsterdam, La Casa Encendida Madrid, Kunsthaus Graz, ARTENA Kunststiftung Düsseldorf, Gropius Bau Berlin präsentiert.

Ülkü Süngün Gemeingut Jungbusch 
Künstlerinnengespräch moderiert von Petja Dimitrova
Die Arbeit Gemeingut Jungbusch (2019–2020) von Ülkü Süngün entstand in einem Zeitraum über zwei Jahre und beschäftigt sich mit den sozialen Bedingungen von Bewohnerinnen und Kleinunternehmerinnen im gleichnamigen migrantisch geprägten Stadtteil in Mannheim. Sie verknüpft dabei Fragen nach individuellen Entwicklungen der Bewohnerinnen, den Strukturen der Nachbarschaftsgesellschaft und dem Gemeinwesen mit strukturellen Beobachtungen der Gentrifizierung und damit einhergehender rassistisch motivierter Gewalt gegen die Bewohnerinnen des Stadtteils. In einem Gespräch mit Petja Dimitrova stellt Süngün darüber hinaus das Institut für Künstlerische Post-Migrationsforschung sowie künstlerische-aktivistische Taktiken vor, die der Nutzung, Ästhetisierung und Entpolitisierung eben jener Taktiken in den oft voreingenommenen Logiken von Ausstellungsräumen und den Strukturen die damit verbunden sind, entgegenwirken. 

Ülkü Süngün ist Künstlerin und Aktivistin. Sie studierte Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Mit unterschiedlichen Medien wie Fotografie, Installation, Bildhauerei und Lecture Performances setzt sie sich in ihrer Arbeit kritisch mit Migrations- und Identitätspolitiken sowie  Erinnerung auseinander. Ihre Arbeiten waren zuletzt im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen. Sie lehrt aktuell als Professorin i.V. an der ABK Stuttgart Bildhauerei.

Petja Dimitrova ist Künstlerin und Aktivistin. Ihre Praxis bewegt sich zwischen bildender Kunst, politischer und partizipativer Kulturarbeit. Sie lehrt an der Akademie der bildenden Künste Wien und war von 2011 bis 2014 künstlerische Leitung und Geschäftsführung des Festivals WIENWOCHE (zusammen mit Can Gülcü und Radostina Patulova). Von 2005 bis 2014 war sie Vorstandsmitglied und Vorsitzende der IG Bildende Kunst. Dimitrova ist Mitglied der Netzwerk Kritische Migrationsforschung und Grenzregime sowie Mitherausgeberin von Migrationsskizzen, Postkoloniale Verstrickungen, antirassistische Baustellen sowie Regime

Niloufar Emamifar und Benjamin Hirte  im Gespräch mit Andreas Rumpfhuber
Ausgehend von ihrem gemeinsamen Interesse an sozialpolitischen, rechtlichen und ideologischen Prozessen in urbanen Stadtentwicklungen laden die beiden Künstler*innen Niloufar Emamifar und Benjamin Hirte den Architekturtheoretiker Andreas Rumpfhuber zu einem gemeinsamen Gespräch zu Fragen von sozialem Wohnen, öffentlichem Raum und der Funktion und Rolle von Kunst  darin ein. Im Speziellen handeln sie dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Städte Wien, New York, als auch Teheran ab. Das Gespräch fungiert zugleich als Initiator und offene Recherche für das gemeinsame Ausstellungsprojekt, das im Juni 2023 bei Kevin Space eröffnet wird.

Niloufar Emamifar's skulpturale und konzeptuelle Arbeiten konzentrieren sich oft auf Architektur als Mittel, um Eigentumsverträge, Eigentumsvorstellungen und das Gesetz im Allgemeinen zu berücksichtigen. Sie interessiert sich für die Genealogie von Räumen und Territorien und wie das Wechselspiel zwischen materiellen Fakten und den Fiktionen, die Immobilien zugrunde liegen, die Geschichte von Gebäuden prägt. Ihre Arbeiten wurden im MoMA PS1, New York, bei Essex Street, New York, im Hammer Museum, LA und Sculpture Center, NY, unter anderem, gezeigt. 2023 eröffnet ihre Einzelausstellung im Künstlerhaus Stuttgart. 

Benjamin Hirte lebt und arbeitet in Wien. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Heimo Zobernig. Hirte verwendet in seinen Arbeiten eine Kombination aus Objekten und Text, um Themen der Semiotik innerhalb der Kulturgeschichte sowie die Konstruktion von öffentlichem und privatem Raum zu untersuchen. Er hat unter anderem im MMK Frankfurt, dem Kölnischen Kunstverein, Emanuel Layr, Wien, MAK Center, Los Angeles und Sydney Sydney, ausgestellt.

Andreas Rumpfhuber ist Architekt und Architekturtheoretiker. Seine Arbeit konzentriert sich auf neue Formen des Arbeitens und Wohnens. Er studierte Architektur an der TU Graz, der Bartlett School of Architecture (London) und SCI-ARC (Los Angeles). Er hatte Gastprofessuren u.a. an der Muthesius Kunsthochschule Kiel, der Staatlichen Akademie der Künste Stuttgart und der Technischen Universität Wien.

Dokuementation Rehearsals of Madness mit Laura Hatting, Krõõt Juurak, Sophia Roxane Rohwetter, Miriam Stoney

Design by Celine Radloff

Veza Fernández, hold me so I can hear you think, Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Veza Fernández, hold me so I can hear you think, Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Veza Fernández, hold me so I can hear you think, Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Veza Fernández, hold me so I can hear you think, Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Ülkü Süngün, Gemeingut Jungbusch (2019–2010), Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Ülkü Süngün, Gemeingut Jungbusch (2019–2010), Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Ülkü Süngün, Gemeingut Jungbusch (2019–2010), Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Ülkü Süngün (rechts) im Gespräch with Petja Dimitrova (links), Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch with Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Ülkü Süngün, Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Andreas Rumpfhuber, Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.

Dokumentation Rehearsals of Porosity mit Veza Fernández, Ülkü Süngün (im Gespräch mit Petja Dimitrova), Niloufar Emamifar & Benjamin Hirte mit Andreas Rumpfhuber, Kevin Space 2022. Foto: Jennifer Gelado.