Eröffnung:
Freitag, 22. Juni, 17 Uhr
Lesung mit Christoph Szalay:
Freitag, 22. Juni, 19:30 Uhr
- Fest n. 'Festtag, Feier', mhd. fest 'Festtag' (13. Jh.) ist Entlehnung von lat. fēstum 'Fest, Festtag', dem substantivierten Neutrum des Adjektivs lat. fēstus 'festlich, feierlich', ursprünglich Bezeichnung für Tage, die 'religiösen Feiern gewidmet' sind. Lat. fēstus ist wie fēriae (s. Ferien und Feier) etymologisch verwandt mit lat. fānum 'heiliger, der Gottheit geweihter Ort' (s. fanatisch). Die Verbreitung von mhd. fest in der allgemeinen Bedeutung 'Feier, fröhliche Veranstaltung' führt zu einer Bedeutungsverengung von mhd. hōch(ge)zīt 'kirchliches oder weltliches Fest' zu nhd. Hochzeit 'Vermählungsfeier' (s.d.) - festlich Adj. 'feierlich, in fröhlicher, gehobener Stimmung, nicht alltäglich' (17. Jh.).*
Wir freuen uns zum diesjährigen Sommerfest des Volkertmarkts, die Brasilianischen Künstler/innen Daniella Domingues und Ricardo Portilho sowie den Österreichischen Autor Christoph Szalay einzuladen, um über die Traditionen und Rituale des Volksfestes und das komplexe Konzept von Heimat und Nachbarschaft nachzudenken.
Ricardo Portilho nutzt das visuelle Konzept des brasilianischen »Festa Junina« als Ausgangspunkt, um über Formen und Funktionen visueller Muster als Markierungspunkt für das Festliche nachzudenken. Er sucht nach Paradoxien innerhalb des dekorativen Moments, wenn Dinge dazu neigen, unvorhersehbar zu werden, und sich an Stelle der dominanten Erzählungen, und Erwartungshaltungen, neue Erzähl- und Handlungsweisen ergeben. Die Künstlerin Daniella Domingues wird vorab die direkte Umgebung erkunden, Objekte der benachbarten Gebiete sammeln und im Ausstellungsraum platzieren sowie die Druckgraphiken zusätzlich damit bearbeiten. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Autor Christoph Szalay, der speziell für die Installation in Wien Gedichte und Textfragmente erarbeitet, wird eine Installation entstehen, die Konzepte von Traditionen und Ritualen adaptiert, transformiert und herausfordert, und direkt mit der Nachbarschaft in Dialog treten wird.
Die Installation versteht radikale Sichtweisen und Perspektivwechsel als Taktik von politischer Transformation und möchte Traditionen und Rituale als Begegnung von Poesis (Machen) und Praxis (politischem oder kollektivem Aktivismus) und Poesie verstehen, entgegen der Unmöglichkeit von Liebe und Zusammengehörigkeit unter Kapital oder Ideologie. Die Künstler/innen suchen nach Möglichkeiten der Zusammengehörigkeit und Begegnungen, indem ein Raum geschaffen wird, der nicht nur konform und affirmativ ist, sondern auch die manchmal unbehagliche konfliktreiche Allianz einer Versammlung in einer vielfältigen Gesellschaft und Nachbarschaft erforscht und thematisiert.
Die Intervention und die Lesung Poesis, Poetry and Praxis or Love is Reality ist Teil einer fortlaufenden Reihe von Ausstellungen und Interventionen, die unterschiedliche Konzepte dessen, was heute als Zuhause betrachtet wird sowie Entwicklungen räumlicher, sozialer, kultureller und persönlicher Grenzen und Mythen und Narrative von Nation und Identität erkundet.
Die zentrale Text des Abends stammt von Christoph Szalay:
von welchem Punkt auch immer du
in diesem Raum ausgehst, Liebling,
sei bestimmt in der Richtung, die du
einschlägst, weiche dennoch
zurück an den Stellen, an denen die
Böden nachgeben,
dear, embrace being lost, being
without names, being all names
sag nicht Lichtgestalt, sag being
soft ist the new XXX
Daniella Domingues lebt und arbeiten in Belo Horizonte. Sie nutzt Videos, Zeichnungen, Texte, Fotografien und Skulptur, um über Temporales und dessen Materialität nachzudenken, oft verbunden mit dem Territorium und dessen bestimmten Ausrichtungen und Bewegungen. Ihre Arbeiten waren unter anderem zu sehen in den Gruppenausstellungen: Topologies of an Ad Hoc Future, Platforms Project, Athens (2018), When a wave rolls out and the next has not yet broken, Akademie Schloss Solitude Project Space, Stuttgart (2017) und Parking Lot, Kunsthalle São Paulo (2013). 2014 war sie sie Residenzkünstlerin bei Paradise AiR, Matsudo-shi in Japan. In 2017 erhielt die den Illy Caffè Preis für das UNIDEE Program der Cittadellarte / Fondazione Pistoletto, Biella.
Ricardo Portilho lebt und arbeitet in Belo Horizonte. Er studierte in Belo Horizonte und erhielt seinen Master am Sandberg Instituut, Amsterdam. Grafikdesign dient dem Künstler als Ausgangspunkt seiner Arbeiten, die in unterschiedlichen Medienformaten und Kontexten Gestalt annehmen. Seit 2015 ist er Teil von Entrecampo, einem Hybrid zwischen unabhänigem Verlag und Publikationshaus und Design Studio. In 2017 erhielt er ein Stipendium von dem Illy Caffè Preis UNIDEE Program der Cittadellarte / Fondazione Pistoletto, Biella. Seine Arbeiten wurden unteren Anderem in folgenden Kontexten aufgestellt und publiziert: Cidade Gráfica, Itaú Cultural, São Paulo (2014), 10th Brazilian Graphic Design Biennial (2013), Piseagrama (2015), Abrigo Portátil (2016) and the anthology Masters of Rietveld: 10 years of dutch design education (2008).
Christoph Szalay lebt und arbeit in Graz. Nach dem Studium der Germanistik studierte er Kunst im Kontext an der Universität der Künste in Berlin. Christoph Szalay schreibt hauptsächlich Lyrik und Zwischenformen. Zu seinen letzten Projekten gehören when we turned off the light [we didn't see nothing], 89plus/Luma, Zürich (2017), SPACE=WOW (BUT I STILL MISS YOU, EARTH), chapbook, Spacecraft Press, Calgary (2017), Re-Considering Trieste or OH, HOW I WANTED TO BE YOUR BABY (but you wouldn't let me), Publikation in limitierter Auflage (100 Stück) im Rahmen von AiR Trieste (2016), sowie die Lecture Performance When I think of palace, in Kooperation mit dem FORUM Stadtpark und Steirischer Herbst, Graz (2016). Christoph Szalay ist Literaturbeauftragter des FORUM Stadtpark Graz.
In Kooperation mit Akademie Schloss Solitude, Stuttgart und Soybot e.V., Wien