Mit der Ausstellung Friendship führen Oa4s ihre Ausführungen zu Mechanismen der Kollaboration fort. Dabei betrachten sie die Form und Funktion der Freundschaft als solche: als einen symbiotischen Prozess und als politische und ökologische Taktik nicht-familiärer Allianzen. Die Ausstellung entfaltet sich ausgehend von einer kurzen Performance mit einem Zwei-Personen-Kamel, inszeniert in einer Wüstenoase. Als Bühne für die Synchronizität der KünstlerInnen und um den flüchtigen und kinetischen Charakter von Freundschaft abzubilden, werden Fenster-Collagen, schwarz-weiße Porträts und Lichtskulpturen verwendet.
Freundschaft dient in dieser Ausstellung als Methode und Figur um erlernte Denk- und Erlebniskategorien begrenzender Eigensinnigkeit herauszufordern und nicht-genetische Familienbildung zu erproben, versinnbildlicht durch das Kamel, das sich langsam durch den Raum bewegt, tanzt, trinkt, träumt und schließlich zu einem Soundtrack, der durch die Mobiltelefone des Publikums erklingt, einschläft.
Um eine kollektive Geräuschkulisse zu bilden, wird der Sound über einen Live-Videostream abgespielt, der sich öffnet, sobald man den an einer der Wände angebrachten QR-Code scannt. Die abstrakte Farbpalette des Videos, das auf den einzelnen Telefonen zu sehen ist, besteht aus found footage Material, das in seiner Farbigkeit dem Farbverlauf der Fenster-Collagen, von Sonnenaufgang bis Dunkelheit folgt. Die Einheit innerhalb dieser Multimedia-Oper versucht sich selbst zu erhalten, indem sie zwei Körper und Denkweisen synchronisiert, der fortlaufenden Methodik der Kollaboration entsprechend. Die KünstlerInnen entlehnen Strategien der Improvisation des Theaters, die beinhalten, dass sie Fragen aber keine Forderungen stellen, und sie selbst nicht nur der Aufführung, sondern auch allen Werken der Installation unterliegen.
Der Hintergrund, vor dem sich diese Szene abspielt, ist eine Collage aus bunten Transparenten, Bildern und Objekten, die den Raum mit ephemeren Reflexionen durchzieht, und wie das Video Farbspektren vom Tageslicht zum Schwarz der Nacht einschließt.
In einer oberen Ecke befindet sich eine mit Epoxidharz beschichtete Box, ein abstrahierter Platzhalter für ein Wespennest, in dem ein Laserpointer eingefasst ist, dessen Laser in einer Glasglocke, die am anderen Ende des Raum am Fußboden steht, in mehreren Richtungen auf die Wand gebrochen wird.
Das Wespennest resultiert aus der Vorstellung, dass ein Haufen Wespen aus einer gemeinschaftlichen Absicht heraus einen Laserpointer an sich nehmen. Der Laser ist bezeichnend für eine einfache Ursache und Wirkung und eine Metapher für die dialogische Natur; das fortwährende, übertragende, sich entfaltende Ereignis, das Freundschaft und Zusammenarbeit kennzeichnet. Ebenfalls eine Hommage an die Freundschaft, sind die vier Bilder, Porträts und Ansichten, welche das Stahlfabriks-Arbeitsduo Eligio und Charly zeigen, die bei der Produktion für Oa4s frühere Ausstellung in Mexiko-Stadt mitgearbeitet haben. Die Bilder bekräftigen die Kontinuität der kollaborativen und dialogischen Arbeit, die Zeit in der diese (weiter-)besteht, und den spezifischen Wert der Produktionen, oft unsichtbar für das bloße Auge.
Oa4s (On all fours) besteht aus Temra Pavlović und Michael Ray-Von. Oa4s ist seit 2013 aktiv und hat seinen Sitz in Amsterdam und Mexiko-Stadt. Zu den letzten Einzelausstellungen gehören “Spirit Butterfly X”, Lodos, Mexiko-Stadt (2018), “Laugh now, laugh later”, Lock-up International, Los Angeles, “True butterfly”, Chin’s Push, Los Angeles, “The Fencer And The Beekeeper...”, 1847, Oslo, “Temra and David in 4 parts”, Sorbus gallery, Helsinki (alle 2016) und “Special Features”, Lodos, Mexiko-Stadt (2014).