Melanie Ebenhoch
Hotel
Ausstellung
15. Dezember 2018 – 3. Februar 2019


Melanie Ebenhoch arbeitet an der Schnittstelle von Malerei, Skulptur und Installation. In ihrer Einzelausstellung Hotel greift die Künstlerin verschiedene Bereiche von Kunst, Film, Psychoanalyse und Architektur auf und nutzt optische Täuschungen und kinematografische Darstellungen, um durch Momente der Irritation, Unterbrechungen und Verzögerungen, die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen zu hinterfragen.

Ebenhoch interessiert sich für das “optische Unbewusste", welches unter der Oberfläche im Bereich der Visualität liegt, dort "eine Untersuchung der Abweichungen zwischen Signifikanten und Signifikaten eröffnet, die sowohl die Struktur der individuellen Psyche als auch die geteilten Fantasien einer gemeinsamen Kultur charakterisieren" (1) und in Erzählungen von Kunst, Design, Geschichte, Film verborgen und reproduziert werden.
(1)(Laura Mulvey, "Pandora: Topografien der Maske und Neugier", 1999, S. 66)

Im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen vier Gemälde-Reliefs, die als Hüte oder je zwei Brustwarzen-Paare gelesen werden können und die Ebenhochs humorvolles Spiel mit Repräsentation und Verlangen veranschaulichen. Bat in the Hat (2018) bezieht sich auf Velázquez’ Las meninas — ein barockes Meisterwerk, in dem "Repräsentation repräsentiert" wird. In Ebenhochs Version haben alle Figuren den Raum verlassen, der sich in eine albtraumhafte Szene eines geisterhaften Schattens verwandelt und dessen dunkle, unnachahmliche Seite als riesige Fledermaus dargestellt wird. Eileen Grays nightmare (2018) zeigt ein Detail des Wandgemäldes von Le Corbusier, das er auf die Wände des von Eileen Gray entworfenen Hauses E.1027 malte. Die acht Wandbilder wurden in der Literatur als sexueller Gewaltakt beschrieben, der sowohl auf ihr Geschlecht als auch auf ihre Nicht-Heterosexualität zurückzuführen ist. Gray, die seit Jahrzehnten im Schatten der sogenannten "Väter der modernen Architektur" steht, gilt heute als eine jener Architekt/innen, die eine alternative modernistische Ästhetik etablierten. Dämonen in Arezzo stellen eine abstrahierte Szene der räumlichen und perspektivischen Verschiebungen in Giottos Exorzismus der Dämonen in Arezzo (1277-79) dar.

Ebenhochs Betonung von Intimität, Sinnlichkeit und häuslichen Interieurs steht feministischen Dilemma und dem immer wiederkehrenden Thema weiblicher Sexualität als "Mysterium und Bedrohung" gegenüber. Dies ist zum Beispiel auf Plakaten erkennbar, die Nahaufnahmen von weiblichen Oberschenkeln und Vulven zeigen, die scheinbar von einer auf auf den Kopf gedrehten Sonne bzw. einem Mond geküsst werden. Die Beziehung zwischen Blick und dessen Subjekt und Objekt wird durch Ebenhochs idiosynkratisches und unlogisches Spiel mit Symbolen und Perspektiven gestört. Die Künstlerin wirft die wiederkehrenden Fragen nach der Handlungsmacht und Repräsentation des weiblichen Körpers auf, jedoch immer um die Identifizierung von „weiblichen“ Attributionen und Klischees wissend, die mit der Metapher der Vase aufgeworfen werden.

In Hotel augmentieren die Dichotomien zwischen Innen und Außen, Traum und Alptraum, Visuellem und Unbewusstem, Maskieren und Enthüllen für die unverfälschten, unbezähmbaren, ungeheuren Belastungen der Geschichte als eindringliche, ungeprüfte Zwänge. Ebenhochs Installation arbeitet in einer Lücke: dem Möglichkeitsraum zwischen geschlechtsspezifischen kulturellen Vorschriften von Weiblichkeit und Verschiedenheit, der außerhalb der "dominanten männlichen Bedeutungen" der Geschichte liegt.


Melanie Ebenhoch (geb. 1985) lebt und arbeitet in Wien. Zuletzt präsentierte sie Einzelausstellungen bei VIS, Hamburg, Galerie Tobias Naehring, Leipzig und For Seasons, Zürich (alle 2018) und war in Gruppenausstellungen u.a. bei Guimaraes, Wien (2018), Pina, Wien (2018), Palazzio Lancia, Turin (2017), und MAUVE, Wien (2016) vertreten. 2019 wird sie eine Einzelausstellung in der Galerie der Stadt Schwaz, Tirol, realisieren.

Melanie Ebenhoch, Hotel, Ausstellungsansicht, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Hotel, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Demons at Arezzo, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Hotel, Ausstellungsansicht, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Hotel, Ausstellungsansicht, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, I mean, I use my brains so much in the day time, that at night they do not seem to do anything else but rest, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, untitled – Träume und Albträume, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Bat in the hat, Kevin Space 2018, Leihgabe der Sammlung des Bundes / Österreichische Galerie Belvedere, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Hotel, Ausstellungsansicht, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Hotel, Ausstellungsansicht, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Hotel, Ausstellungsansicht, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, So I told him that I never really dream of anything, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti
Melanie Ebenhoch, Eileen Gray’s nightmare, Kevin Space 2018, Foto: Maximilian Anelli-Monti