Heimat ist eine fortlaufende Ausstellungs- und Interventionsreihe, die unterschiedliche Bedeutungen dieses ungelösten Begriffs angesichts beschleunigter Dynamiken der Globalisierung, Mobilität und Migration auf der einen, und zunehmenden Prozessen des Inwärtsblickens, der Stagnierung und der Eingrenzung auf der anderen Seite, untersucht. An diesem Abend wird Neil Beloufas Science-Fiction Dokumentation neben den erstmals in Österreich gezeigten Filmen “Homeland” (2016) von Halil Altindere und “Only The Beloved Keeps Our Secrets” (2016) von Basel Abbas and Ruanne Abou-Rahme zu sehen sein.
Die Filme werden zwischen 19–21 Uhr kontinuierlich im Loop präsentiert.
Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme
Only The Beloved Keeps Our Secrets (2016)
10’09’’
Only the beloved keeps our secrets (2016) ist ein ineinander geflochtenes, fragmentiertes Skript aus online Aufnahmen täglicher Rituale und Performances und deren Löschung, das zusätzlich von diversen gesammelten Materialien überlagert wird. Der Film ist rund um Filmmaterial, das von einer Überwachungskamera des israelischen Militärs stammt, strukturiert. Am 19. März 2014 überschritt der 14 jährige Yusuf Shawamreh den „Grenzzaun“, der vom israelischen Militär in der Nähe von Hebron errichtet wurde. Er wollte die essbare und hochwachsende Pflanze Akub pflücken, die nur für kurze Zeit blüht und als Delikatesse in der palästinensischen Küche gilt. Er wurde dabei erschossen. Nach einer gerichtlichen Verfügung wurden die militärischen Aufnahmen veröffentlicht und zirkulierten online.
Only the beloved keeps our secrets lädt ein, über die Verstrickungen zwischen der Zerstörung von Körpern und des Entfernens von Bildern, sowie die Bedingungen unter welchen dieselben Körper und Bilder wiedererscheinen können, nachzudenken.
Halil Altindere
Homeland (2016)
10’06’’
Realismus und Fiktion überblendend und in der Türkei und in Deutschland gedreht, thematisiert Halil Altinderes neuestes Video Homeland (2016) Erfahrungen erzwungener Migration. Mohammad Abu Hajar, ein heute in Berlin ansässiger Rapper aus Syrien verleiht den Widersprüchen die mit dem Status von Flüchtlingen zusammenhängen hier Sprache. Das Filmmaterial ist größtenteils dem realen Leben entnommen und der/die Betrachter/in werden von Abu Hajars Reimen durch unterschiedliche Szenen begleitet - vom Grenzübergang bis zu den versteckten Gewässern Istanbuls, oder durch Tempelhof in Berlin, einem ehemaligen Flughafen, der nunmehr als Flüchtlingslager fungiert. Die Videoarbeit bringt die Migrationskrise der Türkei und der Welt nach Berlin, einem politischen Zentrum, in welchem die Reaktion Europas auf die Krise mitverhandelt wird.
Neil Beloufa
Kempinski (2007)
13’48’’
Neil Beloufas Film Kempinski (2007) ist ein in Mali gedrehter Science-Fiction-Dokumentarfilm, der Interviews Einheimischer über ihre Visionen der Zukunft zeigt. Aus der Dunkelheit in die Szene vor der Kamera auftauchend, erzählen sie im krassen Gegenlicht der Leuchtstofflampen von ihren Vorstellungen der Gegenwart - eine Mischung aus projizierten Hoffnungen, konkreten Geschichten und Phantasien, die zugleich richtungsweisend, widersprüchlich und verwirrend sind. Einerseits untersucht der Film die westlich orientierte, stereotype Vorstellung, nach welcher jede existenzfähige Zukunft für Afrika unerreichbar sei. Gleichzeitig wird auch die Erfüllung der Träume der Protagonist/innen in Frage gestellt, da die individuellen Phantasien im gegenwärtigen Moment verhaftet bleiben.