Mein Körper bewegt sich durch einen Raum, der weder privat noch öffentlich ist, sondern durchflutet von Zeichen, die durch ihre endlose Zirkulation entleert wurden: exzessiv, obszön, gleich pornografischen Nahaufnahmen.
Es ist die Obszönität dessen, was nicht mehr versteckt, sondern unweigerlich sichtbar ist. Ein Ende des Innenlebens; die Überbelichtung und Transparenz der Welt durchläuft meinen Körper ohne Hindernis. Ich kann die Grenzen meinen Daseins nicht mehr ziehen, kann mich nicht mehr selbst spielen oder inszenieren.
(nach Jean Baudrillard, The Ecstasy of Communication)
"Amazing girls / It’s complicated" inszeniert eine gegenwärtige Topographie privater und öffentlicher Räume die, von allgegenwärtigen Kommunikationsvorgängen durchdrungen, in ständige Sichtbarkeit zusammengefallen ist.
Die Arbeiten erwecken Intimität und sogar Häusliches, das jedoch von scheinbar Obszönem, Eigenartigem, Hässlichem oder gar Bedrohlichem gestört wird und so ein Gefühl des Unbehagens angesichts grenzenloser Veräußerung und Selbst-Designs verbreitet. Vor den Augen des ständig gegenwärtigen Anderen, laden sie in eine fast theatralische Performance ein, die von psychologischen und physischen Brüchen des Körpers, seinerseits nun Träger aller Bedeutung, erzählt. Nichts ist mehr verhüllt und das ganze Universum von Zeichen durchschreitet ihn ohne Grenzen.
Mit ihrer exzessiven Schönheit, Materialität und Semantik kokettieren und verführen die Arbeiten und erinnern daran, dass der Körper in einem Fluss von Begehren und Macht eingebettet ist, welcher Unsicherheit, Ängste und Genuss zugleich produziert. "Amazing girls / It’s complicated" legt nahe, dass die Beziehung zwischen dem Körper und der Gesellschaft eine zunehmlich erotische ist, Begehren jedoch in unaufhörlichen Kreisen der Produktion und des Konsums gleichzeitig direkt zu befriedigen scheint und immer unerfüllt bleibt.